Die Kürzung von Sozialleistungen für Flüchtlinge hat langfristige negative Folgen

Die Kürzung von Sozialleistungen für Flüchtlinge hat langfristige negative Folgen

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Die drastische Kürzung der Sozialleistungen für Flüchtlinge in Dänemark führte zunächst dazu, dass mehr von ihnen in den Arbeitsmarkt eintraten, insbesondere in Gemeinden mit einem höheren Bedarf an ungelernten Arbeitskräften. Nach fünf Jahren war dieser Effekt jedoch vollständig verschwunden. Gleichzeitig sank das durchschnittliche verfügbare Einkommen von Familien mit Kindern von umgerechnet 1.400 Dollar pro Monat auf etwa 800 Dollar. Darüber hinaus fielen 50 Prozent dieser Familien unter die Armutsgrenze von 750 Dollar. Diese Ergebnisse wurden von Forschern der Rockwool Foundation Berlin (RF Berlin) ermittelt, einer neuen Forschungseinrichtung, die sich mit Wirtschafts- und Sozialpolitik befasst.

„Die langfristigen Lebensperspektiven der Flüchtlinge haben sich erheblich verschlechtert. Wichtig ist, dass die Reform nicht nur Erwachsene, sondern auch ihre Kinder betraf. Die schulischen Leistungen der Kinder verschlechterten sich, mehr Jugendliche brachen die Schule vorzeitig ab, um zu arbeiten, was ihr zukünftiges Einkommen erheblich reduzierte. Dänemark hat sich mit der Reform, durch die im Juli 2002 die Sozialleistungen für neu angekommene Flüchtlinge um etwa 40 Prozent gekürzt wurden, keinen Gefallen getan“, sagte Christian Dustmann, Leiter des RF Berlin und Professor für Wirtschaftswissenschaften am University College London. „Es ist entscheidend, nicht nur die direkten, sondern auch die indirekten und unbeabsichtigten Folgen solcher Reformen zu berücksichtigen, einschließlich ihrer Auswirkungen auf Kinder. In diesem Fall überwiegen leider die insgesamt negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der drastischen Kürzung der Sozialleistungen.“

Gleichzeitig begingen erwachsene Flüchtlinge nach der Reform mehr Ladendiebstähle in Supermärkten. Während sich die Jugendkriminalität unmittelbar nach der Reform nicht veränderte, stieg sie langfristig deutlich an. Innerhalb der ersten fünf Jahre stieg die Kriminalitätsrate von Flüchtlingen in Dänemark aufgrund der Reform um fünf Prozentpunkte bei Erwachsenen und um 12 Prozentpunkte bei Jugendlichen.

„Der Erfolg von Reformen zur Förderung der Erwerbsbeteiligung hängt von den Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge ab. Ihre oft geringen Qualifikationen finden in einer kapitalintensiven Wirtschaft mit hohen Löhnen wie in Dänemark oder Deutschland kaum Nachfrage. Reformen zur Schaffung von Arbeitsanreizen müssen mit Unterstützungsmaßnahmen bei der Arbeitssuche einhergehen und mit Qualifizierungsprogrammen kombiniert werden“, fügte Dustmann hinzu.

Die dänische Regierung hat 2002 als Reaktion auf die anhaltend niedrigen Beschäftigungsquoten nicht-westlicher Einwanderer in Dänemark die Sozialleistungen gekürzt.

Für Rückfragen: Prof. Dr. Christian Dustmann, [email protected] und +44 7818 048 380

Artikel:

Darüber hinaus werden die Ergebnisse der genannten Studien in Kürze als Artikel auf dem Politikportal VoxEU des CEPR veröffentlicht.

Eine erste Vorschau finden Sie in den folgenden Dokumenten:

Kappung von Sozialleistungen für Flüchtlinge hat langfristig negative Folgen

Die drastische Kürzung von Sozialleistungen für Flüchtlinge in Dänemark hat kurzfristig mehr von ihnen in Arbeit gebracht, insbesondere in Gemeinden mit größerem Bedarf an unqualifizierten Arbeitskräften. Nach fünf Jahren jedoch verschwand der Effekt vollständig. Gleichzeitig stürzte das durchschnittliche verfügbare Einkommen für Familien mit Kindern von umgerechnet 1400 US-Dollar im Monat auf rund 800. Dabei befanden sich sogar 50 Prozent unter der Armutsgrenze von 750 Dollar. Das haben Forscher der Rockwool Foundation Berlin (RF Berlin) herausgefunden, einer neuen Forschungseinrichtung für Wirtschafts- und Sozialpolitik.
„Die langfristigen Lebensperspektiven der Flüchtlinge verschlechterten sich erheblich. Die Schulleistungen der Kinder gingen zurück, mehr Jugendliche brachen früher die Schule ab und gingen arbeiten. Das verringerte ihr Arbeitseinkommen später deutlich. Dänemark hat sich insgesamt keinen Gefallen getan mit der Reform, bei der im Juli 2002 die Leistungen für neu ankommende Flüchtlingen um etwa 40 Prozent gekappt wurden“, sagt Christian Dustmann, Leiter von RF Berlin und Professor für Wirtschaft am University College London. „Es ist sehr wichtig, nicht nur die direkten, sondern auch die indirekten und nicht beabsichtigten Konsequenzen von Reformen dieser Art zu betrachten, wie zum Beispiel die Auswirkungen auf die Kinder. In diesem Fall überwiegen leider die gesamtwirtschaftlich negativen Folgen der drastischen Kürzung der Sozialleistungen.“

Denn gleichzeitig begingen die erwachsenen Flüchtlinge nach der Reform mehr Ladendiebstähle in Supermärkten. Bei Jugendlichen änderte sich die Kriminalität unmittelbar nach der Reform nicht, nahm jedoch langfristig erheblich zu. In den ersten fünf Jahren stiegen die Kriminalitätsraten in Dänemark für Erwachsene und Jugendliche aufgrund der Reform um fünf und 12 Prozentpunkte.

„Der Erfolg von Reformen, die darauf abzielen, die Arbeitsmarktteilnahme zu fördern, hängt von der Arbeit ab, die die Flüchtlinge anbieten können. Deren oftmals geringe Qualifikation findet wenig Nachfrage in einer kapitalintensiven Wirtschaft mit hohen Löhnen wie in Dänemark oder in Deutschland. Reformen, die Arbeitsanreize schaffen sollen, müssen einhergehen mit Unterstützungsmaßnahmen bei der Arbeitssuche, und kombiniert werden mit Qualifikationsmaßnahmen“, sagt Dustmann weiter.

Die dänische Regierung hatte die Leistungen 2002 gekürzt als Reaktion auf eine zunehmende Einwanderung und eine steigende fremdenfeindliche Stimmung.

Bei Rückfragen: Prof. Dr. Christian Dustmann, [email protected] und 0044 7818 048 380

Aufsätze:

Zusätzlich werden die Ergebnisse der genannten Studien demnächst auf dem Policy-Portal des CEPR, VoxEU, veröffentlicht.

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